Diese Installation habe ich ursprünglich speziell für den Ausstellungsort Zehntscheune Stadthagen kreiert. Ich wurde von diesem maroden Raum im historischen Gebäude angeregt, wie schon vor 10 Jahren. Damals hatte ich in der Bodenöffnung (ehemalige Badewanne) eine lebensgroße Meerjungfrau aus Pappmaché platziert.
Dieses Mal wollte ich etwas Tiefgründigeres und Raumfüllendes zugleich erschaffen. Schon beim Betreten des Raumes registriert man auf den ersten Blick das riesige Mobile aus sieben Kokons, das von der rohen, alten Balkendecke auf einem Ast hängt. Erst beim genaueren Betrachten merkt man ein in der Nähe des Erdlochs auf drapierten Stoffen liegendes „Eiernest“. Eine riesige Raupe klettert in seiner Nähe auf dem Gelände zwischen diesen beiden Elementen. So schließt sich der Kreis und gleichzeitig ist so viel offen…
Was hat sich die Künstlerin bei diesem aufwendigen Pappmaché-Projekt bloß gedacht?!
Hmmm. So einiges ging mir durch den Kopf als ich daran wochenlang gearbeitet habe. Ursprünglich inspiriert durch die faszinierende Verwandlung der Raupe zum Schmetterling, fielen mir im Laufe der Arbeit sehr viele weitere Interpretationen ein. Das Leben ist voll von Metamorphosen und Verwandlungen. Wir Menschen unterliegen verschiedenen Prozessen und verändern uns mit der Zeit – körperlich und geistig; im besten Fall freiwillig und manchmal sogar radikal. Der Mensch will sich selbst entfalten und aus eigener Kraft zum Schmetterling werden.
An einem der sieben Kokons sollte der Zustand der Veränderung sichtbar werden. Ein weiteres Stadium oder gar die Vollendung. Lange habe ich versucht angedeutete Schmetterlingsflügel aus diesem Kokon rausragen zu lassen, habe einige Varianten ausprobiert und bin gescheitert. Zu gewollt, zu kitschig – kam mir immer wieder in den Sinn. Eines Tages fiel mir im Atelier ein altes Gips-Fragment der Gesichtsabformung meiner Tochter in die Hand. Und dann kam die Idee wie ein Blitz aus dem Nichts. Ich wurde erinnert: eine der Metamorphosen im menschlichen Leben ist auch die Pubertät – keine einfache Zeit für die Eltern und die Kinder… Sieben Jahre hat sie bei meiner Tochter gedauert – so viel wie die Anzahl der Kokons. Sieben Jahre hat sie sich verpuppt und abgekapselt aber danach kam ein wunderschöner, reifer Schmetterling raus und flog davon, um sein eigenes Leben anzufangen. So hat dieses Fragment einen bedeutenden Platz in der Installation gefunden und steht für all die menschlichen Dimensionen einer Metamorphose.
Im Bezug auf das verwendete Material, kann man auch von einer mehrfachen Verwandlung sprechen: Aus hartem Holz wird zartes Papier gemacht und aus dem Papier wieder robustes Pappmaché. Beides kommt in der Installation zum Einsatz: Angefangen mit einem „Holznest“ mit Eiern über die Raupe und Kokons aus Altpapier geformt und mit Pappmaché ummantelt. Ein Holzast und ein Holzgeländer geben ihnen Halt.